Bienensterben

Was Jeder zum Schutz der Bienen beitragen kann!

Photo von Mark Kelly auf Unsplash
Photo von Mark Kelly auf Unsplash

Das Bienensterben ist nur die Spitze des Eisberges Insektensterben, das immer bedrohlichere Ausmaße annimmt und uns viel unmittelbarer betrifft als das Verschwinden eines unbekannten Käfers. Wir alle können unseren persönlichen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten, damit Honigbienen und Wildbienen auch in Zukunft für gefüllte Regale im Supermarkt sorgen.

 

Artikel von
Dr. Harald Stephan


Was heißt Bienensterben, und wer ist davon betroffen?

Das Bienensterben bedroht nicht nur unsere Honiglieferantinnen, sondern vor allem Wildbienen. Über 360 Arten gibt es in Deutschland – Tendenz sinkend. Anders als die staatenbildenden Hummeln sind Sandbienen, Furchenbienen oder Pelzbienen kaum bekannt. Im Gegensatz zu den von Imkern umsorgten Honigbienen müssen die in Stängeln, Erdhöhlen oder Mauernischen hausenden Einzelkämpferinnen alleine zurechtkommen. Fatal für den Menschen: Erst die Zusammenarbeit von Honig- und Wildbienen sorgt für optimale Erträge bei Apfel, Tomate & Co. 

 

Was sind die Gründe für das Bienensterben?

Beim Artensterben kommen viele Faktoren zusammen, vor allem Umweltverschmutzung, Rückgang unbebauter Flächen und die Herbizide und Monokulturen der industriellen Landwirtschaft. Glücklicherweise wächst die Einsicht: Immer häufiger sichern Blühstreifen zwischen den Feldern die Nahrungsversorgung, Bauern warnen vor dem Spritzen, und Imker stellen ihre Stöcke da auf, wo Bestäubung aktuell wünschenswert wäre.

 

Was kann jeder Einzelne gegen das Bienensterben tun?

Ökologisch bewusst einkaufen, vorzugsweise regional und BIO, stärkt das Bewusstsein für nachhaltige Landwirtschaft. Mit Nisthilfen für Wildbienen und bienenfreundlichen Blumenmischungen (gibt es beispielsweise hier) lassen sich nicht nur im eigenen Garten, sondern sogar auf Fensterbank, Terrasse und Balkon kleine Oasen schaffen, an denen die Tiere Pollen und Nektar tanken und Nester anlegen können.

 

Pollen ist noch wichtiger als Nektar

Wildbienen sind besonders wählerisch und häufig auf den Blütenstaub weniger Pflanzenarten angewiesen. Sie brauchen ihn als Proviant für den Bau ihrer Brutnester, und auch erwachsene Wild- und Honigbienen dient er als Eiweiß- und Fettquelle. Nektar liefert nur schnell verfügbare Kohlenhydrate und fungiert vor allem als Flugbenzin – wobei eine Tankfüllung für nur wenige hundert Meter Flugstrecke reicht.

 

Besser einheimisch als exotisch

Exoten sind oft ebenso dekorativ wie nutzlos, wenn die einheimische Fauna nichts damit anfangen kann. Jede Biene scheitert an Blüten, die für die lange Zunge eines Kolibris ausgelegt sind. Mit einheimischen Blumen kann man dagegen wenig falsch machen. Einige Pflanzenfamilien sind besonders wichtig - Natternköpfe, Glockenblumen, Korbblütler und diverse Hülsenfrüchte haben sich in der Evolution speziell an unsere Bienen als Bestäuber angepasst und bilden mit ihnen ein perfektes Team.

 

Die Mischung macht‘s

Sonnig oder schattig, lehmig oder sandig, feucht oder eher trocken? Ein wildes Potpourri stellt sicher, dass wenigstens einige Samen mit den lokalen Verhältnissen im Blumenbeet oder auf dem Balkon anfangen können. Erfahrungsgemäß werden sich nur einige dauerhaft durchsetzen, aber bis dahin ist jede Blüte ein Gewinn für irgendeinen hungrigen Interessenten. Davon profitieren nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge, Käfer, Schwebfliegen und viele andere Tierarten. Tag- und Nachtfalter nutzen zudem bestimmte Pflanzen zur Eiablage und als Raupenfutter.

 

Blühen so lange wie möglich

Ebenso wichtig wie die Artenvielfalt ist die Blütezeit – idealerweise sollten die Pflanzen so lange Nahrung liefern, wie die Tiere aktiv sind. Bei Bienen ist das bereits ab zehn Grad Celsius der Fall. Im Frühjahr können Honigbienen ihre Vorräte auffrischen und Hummeln und andere Wildbienen die ersten Kolonien und Brutzellen anlegen. Im Herbst sind vor allem die fleißigen Honigsammlerinnen auf Nektar angewiesen, den sie zu Wintervorrat verarbeiten.

 

Bringt die Wildblumenmischung etwas?

Wie wichtig die Nahrungsversorgung im urbanen Bereich ist lässt sich erahnen, wenn man sich die Honigernten anschaut: Vielerorts ernten Imker in den Städten inzwischen mehr Honig als im Umland. Das zeigt, dass es auch außerhalb der Siedlungsbereiche noch viel für die Bewahrung der Artenvielfalt zu tun gibt und dass man das Angebot an Nahrung und Unterkunft keinesfalls unterschätzen sollte.

 

Autor Dr. Harald Stephan

 

Harald Stephan ist freier Autor von Bienen.info

Vor einigen Jahren hat sich der promovierte Gesundheitswissenschaftler selbständig gemacht und schreibt seitdem vor allem fürs Internet. Thematisch geht es meistens um Medizin, Gesundheit, Ökologie und nachhaltiges Leben.

 

Weitere Informationen: www.bienen.info 

 



 Quellen, Links und weiterführende Literatur

 

  • Anja Eder, Dirk Peters, Michael Römer: Wildbienenhelfer. Wildbienen & Blühpflanzen. 2. Auflage. Rheinbach 2018: Verlag TiPP4. ISBN-10: 3943969207

  • Antonia Zurbuchen, Andreas Müller: Wildbienenschutz - von der Wissenschaft zur Praxis (Bristol-Schriftenreihe). Bern 2012: Verlag Haupt. ISBN-10: 3258077223

  • Paul Westrich: Die Wildbienen Deutschlands. 2. Auflage. Stuttgart 2019: Verlag Eugen Ulmer. ISBN-10: 3818608806

  • Paul Westrich: Wildbienen – Die anderen Bienen. München 2015: Verlag Dr. Friedrich Pfeil. ISBN-10: 3899371364