Weihnachtsgeschenk Herzinfarkt. Für viele ist das Weihnachtsfest vor allem eins, stressig. Viele Menschen hetzen durch die Vorweihnachtszeit von einer Weihnachtsfeier zur nächste oder von Geschäft zu Geschäft, um die passenden Geschenke zu ergattern. Immer in Zeitnot und in Sorge, ob alles gelingt und alle zufrieden sein werden. Hinzu kommt, dass familiäre Konflikte in dieser besinnlichen Zeit besonders belastend empfunden werden.
Beitrag von Dr. Annette Pitzer
Forscher des Karolinska Institutes in Schweden werteten das schwedische Herzregister im Zeitraum von 1998 bis 2013 aus und stellten fest, dass es an Weihnachten und ganz besonders an Heiligabend vermehrt zu Herzinfarkten kommt. An Durchschnittstagen kommt es in Schweden bei 50 Patienten zu einem Herzinfarkt. An Heiligabend trifft es 69, am ersten Feiertag 65 und am zweiten Feiertag 61 Menschen. Das bedeutet, an Heiligabend kommt es zu fast 20 Prozent mehr Infarkten als an normalen Tagen im Jahr!
Das höchste Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen ist statistisch gesehen Montag der 52. Kalenderwoche um 8 Uhr morgens. Das Herzinfarktrisiko ist in den ersten vier Stunden nach dem Aufstehen erhöht. Deshalb kommt es normalerweise in den Morgenstunden so gegen 8 Uhr am häufigsten zu einem Herzinfarkt. Erstaunlich ist auch, dass nach einem Wochenende die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden, ansteigt. Montag ist deshalb der Tag der Woche, an dem sich mehr Infarkte ereignen als an jedem anderen Wochentag.
Der 24. Dezember birgt für Patienten mit Vorerkrankungen wie koronaren Herzinfarkten und Diabetes ein erhöhtes Infarktrisiko. Die meisten Herzinfarkte ereignen sich nach dieser Auswertung um 22 Uhr.
Unser Körper unterscheidet keinen positiven oder negativen Stress, wirklich? In der Fachsprache nennt man positiven Stress Eustress und negativen Stress Distress. Die Theorie besagt, dass positiver Stress nicht krank macht, doch ist das wirklich so?
Stress-Tabellen ordnen Ereignissen Stresswerte zu und bewerten zum Beispiel Lebensereignisse mit einem Wert. So hat der Tod des Partners den maximalen Stresswert von 100, eine Hochzeit immerhin den Stresswert von 50. Weihnachten liegt mit 12 am untersten Ende der Skala.
Erstaunlich ist, dass das Ereignis des Heiratens einen sehr hohen Stresslevel aufweist. Die Theorie besagt ja, dass, wenn man eine Belastung als positiv wahrnimmt, sie nicht krank macht. Hier ist noch eine Menge an Forschung notwendig. Gar manche Braut, gar mancher Bräutigam musste schon an ihrer Hochzeit ins Krankenhaus.
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Psychische Belastungssituationen steigern das Herzinfarktrisiko nicht nur bei Patienten mit bereits bestehender koronarer Herzerkrankung, sondern auch bei Menschen ohne nachgewiesene Vorerkrankung an den Herzkranzgefäßen.
Emotionen, wie Freude und Streit, werden zur Belastungsprobe für unser Herz. Trifft eine Familie an Weihnachten zusammen, dürfte von beidem genug vorkommen, denn die wenigsten Familien sind ausschließlich harmonische Familien.
Kardiologen vermuten weiterhin, dass sich die Kombination von starken Gefühlen, überreichlichem Essen und alkoholischen Getränken ungünstig auf das Herz auswirkt.
Aus meiner Sicht kommt hinzu, dass der Stress an Weihnachten nicht durch Bewegung abgebaut werden kann. Man sitzt die ganze Zeit in einem überheizten, schlecht gelüfteten Zimmer und bewegt sich nur zur Toilette.
Lassen Sie es ruhig angehen und planen Sie einmal ein leichteres Weihnachtsessen. Wenn Sie auf die Speisen keinen Einfluss haben, mäßigen Sie sich. Bewegen Sie sich nach jeder Mahlzeit 20 Minuten an der frischen Luft.
Wenn die Emotionen überkochen, bauen Sie sich eine Atempause ein. Entweder im wörtlichen Sinne oder indem Sie sich eine Zeit lang zurückziehen. Vermeiden Sie Alkohol und Zigaretten. Wenn das Weihnachtsfest bei der Familie nur eine lästige Pflicht ist, lassen Sie es sein. Verbringen Sie einen angenehmen Tag ohne Familie mit Menschen, die Sie mögen, oder eben alleine.
Artikel von Dr. Annette Pitzer