Gastbeitrag von Anja Rödel, Gewichtscoach und Ernährungsberaterin
"Die Blitz-Diät", "Die ultimative Bikini-Diät", "Dein Weg zum schlanken und attraktiven Ich", "Der Motivations-Booster", "Nieder mit dem Schweinehund", "Wie, Du hast das noch nicht probiert??", "Mach täglich dies, mach regelmäßig das!", "Wie ich es geschafft habe – das kannst Du auch!" – ständig wirst Du mit solchen Aussagen und Fragen bombardiert.
Instagram, Facebook, Pinterest, Youtube, Zeitschriften, Fernsehen, Bücher, die beste Freundin oder die eigene Mutter: Sie alle scheinen zu wissen, wie Du am besten jetzt aber mal wirklich abnimmst, schlanker und sportlicher wirst, Ausstrahlung bekommst, selbstbewusster wirst. Da gibt es viele Regalmeter Ratgeber und endlose Informationsmöglichkeiten im Internet. Denn eines ist sicher: Du möchtest es ja auch gerne endlich schaffen, Dein Ziel – Dein Wunschgewicht, mehr Fitness, mehr Schönheit – zu erreichen. Du willst gerne auch so schlank, so sportlich und so attraktiv sein!
Natürlich wissen wir auf der einen Seite, dass in allen Medien geschönte Bilder und Berichte veröffentlicht werden. Hier soll schließlich etwas verkauft werden und wir Menschen sind nun mal zum größten Teil visuell ausgerichtet. Über unsere Augen kommen die Bilder in dem Teil unseres Gehirns an, der für das Emotionale zuständig ist. Hier ist auch die moderne Technik ganz groß im Spiel, durch die sehr viel mehr möglich ist, als noch vor einem halben Jahrhundert. Andererseits möchten wir aber auch glauben, was uns da präsentiert wird, wir möchten leicht und ohne Anstrengung zum Ziel kommen und mit einem Knopfdruck alles ändern können.
Im ersten Moment werden positive Impulse ausgelöst – allen voran die Hoffnung, endlich einen Weg gefunden zu haben, der funktioniert. Dann folgt die Motivation, das Ziel mit neuem Schwung anzugehen – ob das nun abnehmen ist, mehr Sport treiben oder die Essgewohnheiten zu ändern.
Dann passiert entweder das: Das Leben funkt dazwischen. Termine, Krankheiten, Verpflichtungen, Arbeit etc. decken uns wieder zu und wir haben keinen Freiraum und keine Energie mehr, dranzubleiben. Oder: Wir nehmen die Informationen zur Kenntnis, lesen und schauen alles zu dem Thema – wir konsumieren nur und kommen nicht in die Umsetzung.
Das Resultat bleibt gleich: Das schlechte Gewissen.
Es ist nämlich genau dieses schlechte Gewissen, das dafür sorgt, dass die Diätindustrie, die Fitnessindustrie und die Medienwelt funktionieren.
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1. Du darfst alles ignorieren, was Dir entgegen schreit, gut für Dich zu sein. Probiere es gleich bei nächster Gelegenheit aus: Ignoriere das Zeitschriftenregal, das Regal mit den Fitness- und Diätprodukten, die Werbeeinblendung, schalte die TV-Werbung aus.
Spüre gleich danach in Dich hinein: Was macht das mit Dir? Was empfindest Du? Ist da doch das Gefühl, irgendetwas zu verpassen? Mache Dir bewusst, dass Werbung nur dazu da ist, genau dieses Gefühl in Dir zu wecken!
2. Spüre stattdessen in Deinen Körper hinein und versuche herauszufinden, was ihm guttut. Mach einen Spaziergang im Wald, in der Natur, im Park. Nimm Dein Handy mit (für den Notfall), aber lass es komplett ausgeschaltet. Unser Körper signalisiert uns oft sehr deutlich, was er braucht – wir müssen uns die Zeit nehmen, ihm zuzuhören. Dein "innerer Ratgeber", Dein Bauchgefühl sind wertvolle Unterstützer.
3. Mache Dir immer wieder bewusst, dass jeder Mensch anders ist. Wir sind keine Maschinen, die alle gleich und auf Knopfdruck funktionieren. Wenn Du also gesagt bekommst, dass X mit Methode Y total abgenommen hat (als Beispiel), dann musst Du Dir kein schlechtes Gewissen machen lassen. Kann sein, dass es bei jemand anders gut funktioniert hat – aber würde die Methode Y überhaupt zu Dir und Deinem Leben passen? Und noch etwas, was Du Dir immer wieder ins Bewusstsein rufen solltest: Es werden immer die positiven, funktionierenden Beispiele genannt, nie die, die nicht funktioniert haben!
Fazit
Je mehr Du lernst, die marktschreierische Informationsflut zu ignorieren, je besser Du Dich selbst kennst und weißt, wie Du "tickst", um so leichter und souveräner wirst Du das schlechte Gewissen ablegen, das Dich beim Anblick der optimierten und schöngezeichneten Medienwelt überfallen will. Das ist Dein gutes Recht. Bleib selbst-bewusst!
Gastautorin: Anja Rödel